Zeit der Mutigen

Meinung von Niklas Eckstein, Chefredakteur von mebulive & mebucom.de

Der Medien- und Rundfunkmarkt verändert sich ständig - das ist kein Geheimnis. Die Geschwindigkeit, mit der neue Technologien auf den Markt drängen, ist jedoch so rasant, dass Medienunternehmen jeder Größe gut beraten sind, genau hinzuschauen und an überzeugenden Konzepten für ihre Produktions- und Content-Strategie zu arbeiten.

Klar ist, nicht jede neuartige Technologie ist von Anfang an für den Einsatz in großen Tier1-Produktionen geeignet - zu unsicher. Early Adopter sind deshalb oft diejenigen, die nichts zu verlieren haben, wie Unternehmen, die Bewegtbildinhalte für die interne Kommunikation nutzen wollen. Oder Produktionsfirmen, die sonst keine Chance hätten, die vierte Liga einer beliebigen Sportart kosteneffizient zu produzieren.

Gerade für große Medienunternehmen gilt es, einen Spagat zu wagen. Einerseits sich nicht von großen Verkaufsversprechen der Hersteller mitreißen zu lassen, andererseits eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der regelmäßig neue Wege getestet und beschritten werden. So wie es etwa die DFL mit ihren Partnern tut, die alle zwei Jahre zur SportsInnovation einlädt, um einen Blick in die produktionstechnische Zukunft des deutschen Fußballs zu werfen.

Wichtige Trends & Entwicklungen, die die Rundfunkwelt nachhaltig verändern werden, sind eine Mischung aus technologischen Innovationen und strategischen Anpassungen. Hier ein kurzer Überblick über die meiner Meinung nach vier wichtigsten:

 

  1. Hybride Cloud- und IP-Workflows: Die Rundfunk- und Fernsehindustrie bewegt sich zunehmend in Richtung hybrider Technologie-Setups, die Cloud-Technologien gewinnbringend nutzen. Ich erwarte im Jahr 2024 eine Universalakzeptanz von SMPTE ST 2110. Zudem wird es ein tiefergreifendes Verständnis geben wie das Potenzial der Cloud besser ausgenutzt werden kann und wie Geschäftsmodelle im Kosten-Nutzen-Verhältnis SDI häufiger den Rang ablaufen.
  2. 5G-Technologie: 5G in Kombination mit privaten, latenzarmen Netzwerken, sogenannten Campus-Netzwerken, wird auch in diesem Jahr verstärkt in der Liveproduktion zum Einsatz kommen, wenn das Verlegen von Kabeln schwierig ist. Aber auch für Nachrichtenreporter im Außeneinsatz wird der Einsatz von 5G wichtig werden. In Kombination mit modernen zellularen Video-Bonding-Lösungen ergeben sich Möglichkeiten, die eine höhere Übertragungssicherheit versprechen.
  3. Social Broadcasting: Auf der Verbreitungsseite wird die Verschmelzung von Rundfunk und sozialen Medien dazu führen, wie Rundfunkveranstalter mit ihrem Publikum interagieren. Es wird 2024 immer mehr darum gehen, interaktive Erlebnisse zu schaffen, um die Reichweite und Verweildauer für eine Sendung zu verlängern.
  4. Künstliche Intelligenz (KI): Keine Jahresprognose ohne KI - auch nicht in dieser. Machen wir uns nichts vor, KI wird bereits überall eingesetzt, in jedem Unternehmen und damit auch in der Broadcast-Branche. Für generative, kreative Arbeit, zur Workflow-Automatisierung oder als Content-Scraping-Tool zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen. Die Befürchtung, dass KI in Zukunft komplette Produktionen übernimmt und uns alle in den Ruhestand schickt, halte ich (noch) für unbegründet. Vielmehr wird es für Medienhäuser im Jahr 2024 darauf ankommen, einzelne effizienzsteigernde Tools für bestimmte Microtasks zu identifizieren und mit Bedacht einzusetzen.

 

Unter dem Strich bleibt festzuhalten: Es ist die Zeit der Mutigen. Neue Technologien und veränderte Sehgewohnheiten führen zu großen Umwälzungen im Markt. Wer in diesem, auch finanziell angespannten Marktumfeld 2024 sein Budget progessiv in die Zukunft investiert, kann profitieren.

 

Bis bald auf der SportsInnovation, Ihr Niklas Eckstein

Chefredakteur, mebulive & mebucom.de