Fußball und die erweiterte Realität
Das neue Stadionerlebnis

Von der Smartphone-App mit Echtzeitdaten bis zur AR-Brille: Mit Augmented Reality verändert sich der Konsum von Fußballspielen entscheidend. Sowohl für den Stadionbesucher als auch für den Fan, der von daheim aus mit seinem Lieblingsklub mitfiebert.
Ins Stadion gehen oder das Topspiel vom heimischen Sofa aus verfolgen? Wie auch immer sich der Fußballfan in fünf, zehn oder 20 Jahren entscheidet – aktuell würden sie oder er sicherlich die erste Option bevorzugen – beide Möglichkeiten werden sich in den kommenden Jahren aber grundlegend verändern. Möglich macht das die Extended Reality. Ob es darum geht, mit speziellen Apps im Stadion Echtzeitdaten auf dem Smartphone zu empfangen, oder im Wohnzimmer mit der Spezialbrille auf virtuelle Art und Weise das Geschehen so zu verfolgen, als säße man am Spielfeldrand – die Revolution des Fußballerlebnisses hat längst begonnen.
Anlässlich des Supercups im vergangenen Sommer zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München führte die Deutsche Fußball Liga (DFL) einen Test durch, wie das Zuschauererlebnis bei Live-Übertragungen in Zukunft für diejenigen aussehen könnte, die ein großes Spiel bequem von daheim aus genießen möchten. Über sogenannte Smart Glasses sah sich eine Gruppe von Testpersonen den Supercup als Augmented-Reality-Projektion an.
Der Stream des Spiels konnte dabei auf einem virtuellen Fernsehbildschirm in der Brille angeschaut werden. Darüber hinaus wurden Echtzeitstatistiken, Spielgrafiken und ein Miniaturspielfeld angezeigt, auf dem alle Positionen der Spieler auf dem Rasen zu sehen waren. Mit Livestatistiken zu allen Spielern sowie der Möglichkeit, Wiederholungen einzelner Szenen anzuschauen, konnten zusätzliche On-Demand-Inhalte abgerufen werden.
Pilotprojekt in Wolfsburg, virtuelles Jubeln mit den DFB-Kickern
Bereits 2019 starteten die DFL und Vodafone ein Pilotprojekt im Stadion des VfL Wolfsburg, bei dem es um ein neues Fan-Erlebnis mit Hilfe von Augmented Reality ging. Nach dem Start der entsprechenden App hält man das Smartphone kurz zur Kalibrierung so, dass mindestens zwei Spielfeldbegrenzungslinien im Display zu sehen sind, damit es seine eigene Position bestimmen kann.
Anschließend kann man im Live-Bild des Smartphones zum Beispiel einen der Spieler antippen, um seine Geschwindigkeit während des Spiels zu verfolgen. Zur Ermittlung dieser Daten werden die Videosignale der 16 im Stadion aufgestellten Kameras ausgewertet. Basis für den Informationsfluss sind Spielereignisse und Positionspunkte, die die DFL bei einem Bundesligaspiel erhebt. Das sind im Schnitt rund 1600 Ereignisse und 3,6 Millionen Positionspunkte.
Auch der Deutsche Fußball-Bund hat sich in Kooperation mit der Telekom die Augmented-Reality-Technologie zunutze gemacht. Anlässlich der EURO 2020 wurde eine App entwickelt, mit der Fans der Nationalmannschaft mit den virtuellen DFB-Kickern jubeln oder sich für ein Foto zu entsprechenden Spieler-Avataren aufs Bild gesellen konnten.
Neue Möglichkeiten auch in der Trainingsgestaltung?
Auch in der Trainingsgestaltung wird Extended Reality – und speziell die Augmented Reality – der Fußballwelt neue Möglichkeiten bieten. In London beispielsweise eröffnete im September 2021 ein immersives Trainingscenter, das Sport mit Augmented Reality kombiniert. An digitalen Wänden können Besucher dort Fähigkeiten wie Schusskraft oder Treffsicherheit trainieren. Das „klassische“ Mannschaftstraining ersetzt dies sicherlich (noch) nicht, könnte im Profibereich aber künftig als eine mögliche Ergänzung dienen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ob nun live und physisch anwesend im Stadion oder als Zuschauer in den eigenen vier Wänden, der auf virtuelle Art und Weise ganz nah dabei ist – Augmented Reality beschert dem Fußball vielfältige Optionen und wird das Erlebnis für den Fan nachhaltig verändern. Am Ende muss aber natürlich der Konsument entscheiden, welches Fußballerlebnis das für ihn passende ist.